WasserClan Lager

[Zeitsprung, alle Katzen befinden sich im Lager]

Vertretung für Seerosenstern

~ Die Blätter hatten sich rot , braun und gelb gefärbt. Der Boden war bedeckt von Laub, jedes Mal , wenn eine Katze durch den Wald huschte, knisterten die Blätter. Der Blattfall hatte begonnen und mit ihm eine gefährliche Zeit. Es war erstaunlich trocken und doch, die Beutetiere waren in Scharen anzutreffen. Der WasserClan hatte sein Lager wieder errichten können, alle Katzen waren zufrieden und gesättigt. Niemand hatte es kommen sehen und doch war es so nahe … das Unglück.
Mit einem einzigen Funken entfachte ein gewaltiges Feuer, die Flammen loderten hell durch den Wald und scheuchten sämtliche Tiere auf. Gellende Schreie ausstoßend flogen Vögel ins Dunkel des Nachthimmels und am Waldrand sah man Rehe flüchten. Das Feuer leckte an allem, was brennen konnte, verschlang gierig Büsche und ganze Bäume. Und es nährte sich unaufhaltsam dem Lager… ~


Rauch lag in der Luft und ließ Seerosenstern keuchend erwachen. Ein Hustenanfall schüttelte ihren Körper und ihr war sofort klar, dass etwas ganz und gar nicht in Ordnung war. Ein beißender Gestank hatte sich ausgebreitet und überdeckte jeden anderen Geruch. "Feuer!"
Laut tönten die ersten Hilferufe über das Lager. Die Ruhe der Nacht war verflossen, alles und jeder machte, dass er aus seinem Bau kam. Energisch erhob sich Seerosenstern und stieß Schilfnacht an, der tief schlafend neben ihr lag, dann verließ sie den Bau. Auf der Lichtung herrschte das reinste Chaos, es blieb nicht einmal Zeit, auf den Baumstamm zu springen. Die ersten Flammen hatten das Lager bereits erreicht und vernichteten alles, was sie in den letzten Monden so mühsam aufgebaut hatte. "WasserClan! Helft den Ältesten und den Königinnen und begebt euch dann sofort zur Außengranze!", jaulte Seerosenstern und flitzte dann zum Schülerbau, um ihre Jungen zu warnen. [b]"Korallenpfote, Flusspfote, raus aus dem Bau!"[/b], rief sie laut und wartete dann besorgt auf eine Reaktion.

Der Wind fegte über die Ebene und wirbelte den Staub auf, als Feuerblüte die Augen öffnete.
Entsetzt starrte sie auf das grausame Bild, dass sich ihr nun bot. Eigentlich hätte das vor ihr der Wald sein sollen, in seiner ganzen Pracht. Die riesigen Bäume voller Blätter, Farne und Sträucher am Boden … Tiere, die geschäftig umherhuschten. Doch nichts , absolut nichts von all dem war übrig. Vor Feuerblüte erstreckte sich eine Landschaft, die nur noch aus Asche zu bestehen schien. Ehemalige Bäume ragten nun nur noch als schwarze Stummel aus dem Boden, alle anderen Pflanzen waren verkohlt, verbrannt oder lagen leblos am Boden. Fassungslos versuchte die Heilerin, sich diese Erscheinung zu erklären. War das die Zukunft? Was wollte der SternenClan ihr damit sagen? Zaghaft setzte sie die erste Pfote auf den grauen Boden und sofort spürte sie die Asche, die an ihrem Ballen zu kleben schien. Angeekelt tappte sie weiter und irrte so eine Weile durch die trostlose Aschenwüste. Plötzlich blieb sie stehen, denn sie hatte soeben etwas erblickt, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Inmitten der ganzen Verwüstung lag ein einzelner Grasfleck, unberührt von Asche oder Staub. Saftiges Gras bedeckte den Boden, doch nur zwei Pflanzen wuchsen hier. Eine wunderschöne Nelke und eine rote Rose standen dort, unversehrt. Erstaunt kam Feuerblüte näher, als sie eine leise Stimme vernahm , die eindringlich murmelte : "Rosen und Nelken … sie werden eure Rettung sein…"
Mit einem Mal löste sich die Welt auf und Feuerblüte gelangte zurück in die Wirklichkeit.

Keuchend erwachte die Heilerin. Ihr Herz hämmerte gegen ihre Brust, drohte, zu zerbersten. Von draußen kamen Schreie, Schreie der Angst und der Verzweiflung. Heiliger SternenClan … nein!
Ihr Traum drohte soeben, Wirklichkeit zu werden. Nein … nein … nein! So durfte das alles nicht enden … so nicht. Alarmiert sprang die Schwarze auf und rüttelte Strahlenpfote wach , dann suchte sie die wichtigsten Kräuter zusammen und wickelte sie in ein Blatt. Energisch packte sie sie zwischen die Kiefer und schubste ihren Schüler aus dem Bau - gerade noch rechtzeitig. Hinter ihr konnte sie sehen, wie der Heilerbau , ihr Zuhause über so viele Monde, in Flammen aufging.
Kreischend flohen Katzen aus den Bauen, die ersten verließen auch das Lager. In der Hoffnung , Strahlenpfote würde ihr folgen, preschte Feuerblüte an der Seite ihrer Clankameraden aus dem Lager. Alles war aus. Ihr Lebensraum war soeben zerstört worden. Und doch, der SternenClan hatte sie nicht umsonst gewarnt … sie musste Seerosenstern davon berichten. Fast spürte Feuerblüte ihre Pfoten nicht mehr, doch sie rannte, immer weiter. Auf die Außengrenze zu.

tbc : Außengrenze

Zitternd und schweißgebadet fuhr ich in meinem Nest hoch. Mit geschlossenen Augen versuchte ich mich zu beruhigen, doch es wollte mir nicht gelingen. Immer wieder hatte ich Träume von Lilienstern. Ich konnte sie nicht erreichen und am Ende wurde sie von Wasser verschluckt. Sie war in meinen Gedanken, ob ich wach war oder schlief.
Ein paar Mal atmete ich tief ein und aus und richtete mich dann auf. Noch immer hallte das Tosen des Wassers in meinen Ohren. Doch als ich die Ohren spitzte, merkte ich dass das Geräusch nicht nur in meinen Gedanken war. Aufmerksam lauschte ich. Mit dem lauten Tosen konnte ich lautes Bersten und Knacken hören und, wie ich entsetzt feststellte, die Angstschreie von Katzen.
Plötzlich stieg mir ein beißender Gestank in die Nase und ich weitete die Augen. Feuer!
Mit einem Satz war ich beim Ausgang und drängte mich ins Freie.
Es bot sich mir ein entsetzlicher Anblick. Die Bäume rings um das Lager standen in Flammen und eine dicke Rauchwolke hing über der Lichtung. Der Lagerwall hatte bereits Feuer gefangen. Die meisten Katzen waren bereits auf der Lichtung und immer mehr stolperten aus ihren Bauen.
Am Rand der Lichtung kam Seerosenstern gerade aus ihrer Höhle und sah sich um. Dann erhob sie die Stimme über das Tosen des Feuers. "WasserClan! Helft den Ältesten und den Königinnen und begebt euch dann sofort zur Außengrenze!" jaulte sie laut und machte sich dann auf den Weg zum Schülerbau um ihre Töchter herauszuholen.
Ich sah, wie Feuerblüte und Strahlenjunges aus dem Lager jagten, dicht gefolgt von Seerosenstern und Schilfnacht. Auf der anderen Seite des Lagers half die 2.Anführerin Silberblüte und ihren Jungen gerade aus der Kinderstube, nahm Wolfsjunges am Nackenfell und stürmte dann den vier Katzen hinterher.
Ich stellte mich in die Mitte des Lagers, um mir einen Überblick zu verschaffen. Die Flammen fraßen sich immer weiter auf die Lichtung zu und hatten bereits die ersten Baue zerstört. Die Hitze schlug mir ins Gesicht und ließ meine Augen tränen, doch ich blieb stehen. In den letzten Monden, seit Lilienstern gestorben war, hatte ich mich verändert. Ich war zu dem harten, kalten, geheimnisvollen, grimmigen und berechnenden Krieger geworden, den nur die ehemalige Anführerin des Wasserclans in mir zu verbergen verstanden hatte.
Seit dem Verschwinden meiner Geschwister und dem Tod meines Mentors hatte ich immer einen Teil dieses Katers in mir getragen. Nun, da ich keine Familie mehr hatte und niemanden der mir wirklich nahe stand, war der einzige Sinn in meinem Leben geworden, den Clan zu beschützen. Ich hatte nichts zu verlieren, darum würde ich so lange im Lager bleiben, wie es nötig war.
Noch einmal blickte ich mich um, dann viel mein Blick auf Silberblüte, die mit ihren zwei verblieben Jungen vor der Kinderstube saß und versuchte, beide zu nehmen.
Ich sprang mit einigen großen Sätzen über die Lichtung und stieß die Königin an, sodass sie aufstand. „Nimm Saphirjunges und verlass das Lager! Schnell!“ Miaute ich ihr eindringlich zu und nahm dann Goldjunges am Nackenfell. Einmal nickte ich ihr noch zu, dann drehte ich mich um und jagte, so schnell es die Umstände erlaubten, aus dem Lager und in den brennenden Wald hinein, um Goldjunges zur Grenze zu bringen.

-----> Aussengrenze Wasserclan